Der Weg zu Deinem nachhaltigen Kleiderschrank

Moritz v. Bockum-Dolffs
28.08.2023
Der Weg zu Deinem nachhaltigen Kleiderschrank

Man hat sich also dazu entschlossen, ab sofort keine Fast Fashion brands mehr zu unterstützen und ab sofort in eine nachhaltige und faire Garderobe zu investieren. Aber wie geht das? Wo beginnt man? Als kleine Orientierungshilfe habe ich Euch diesen Guide zusammengestellt, um Euch auf den Weg hin zu fairer und nachhaltiger Mode zu unterstützen.

Das verwenden, was man schon hat

Bei vielen möge der erste Instinkt derjenige sein, dass man am liebsten alle “bösen Marken” in einen Sack packt und weg tut. So war das bei mirnämlich auch. Das wäre aber kontraproduktiv. Eine der Devisen von Fair Fashion ist nämlich aus dem, was man hat, das meiste rauszuholen. Das heisst Kleidungsstücke so lange wie möglich tragen. Im Schnitt wird jedes Kleidungsstück nämlich nur viermal getragen, bevor es entsorgt wird.

Konsumverzicht

Daraus ist die logische Schlussforderung, erstmal sein eigenes Konsumverhalten zu überdenken und vorübergehend mal nicht Neues zu kaufen. Man wird schnell sehen, dass man auch gut ohne neue Klamotten zurecht kommt. Es kann durchaus auch etwas Befreiendes haben sich mit weniger Dingen zu umgeben. Viele Minimalisten leben nach diesem Prinzip. Keine Angst, keiner verlangt von dir, dass du dich auch dem Minimalismus verschreibst. Dennoch ist ein Konsumverzicht, zumindest anfangs, ein guter Weg seine alten Gepflogenheiten radikal zu hinterfragen.

Eigene Prinzipien festigen

Man hat also den Entschluss gefasst, damit man aber auch bei seiner Entscheidung bleibt hilft es sich über seine Prinzipien im Klaren zu sein. Wieso will man bewusster konsumieren? Um seine Gewohnheiten zu ändern, braucht es auch eine Änderung der Grundeinstellung. Wenn man selber nicht ganz überzeugt ist, wird man nicht lange nach einem Prinzip leben können, dass bei einem für Unklarheit sorgt.

Informiere dich!

Um seine Beweggründe zu bekräftigen und sich über seine Motive klar zu werden, ist es empfehlenswert, sich erstmal ein Bild über die gängige Situation in der Modebranche zu machen. Ich kann dir daher nur ans Herz legen dich genauer zu informieren und ins Thema einzulesen, um mehr über die unmenschlichen Zustände und die umwelt zerstörenden Praktiken in der Modebranche zu erfahren. Der Klassiker darunter ist natürlich die Doku True Cost. Aber auch auf der Webseite der Fashion Revolution findet man viele relevante Artikel und Ressourcen zum Thema.

In simple Teile investieren

Bei neuen Ankäufen gilt tendenziell die Regel in simple und gut kombinierbare Kleidungsstücke zu investieren. Der Grund dafür ist simpel: Die Wahrscheinlichkeit, dass einem die Kleidungsstücke verleiden, ist bei schlichten Teilen kleiner. Wenn du deinen Kleiderschrank mal genauer unter die Lupe nimmst, was sind die Teile die du schon am längsten hast? Höchst wahrscheinlich solche, die mit einem hohen emotionalen Wert verbunden sind und/oder jene Kleidungsstücke in unauffälligen Farben und mit klassischen Schnitten. Klassische Teile sind weniger an die eigenen Stil Veränderungen gebunden und werden daher seltener Opfer unseres eigenen Geschmackes. Daher macht es nur umso mehr Sinn bei neuen Einkäufen keine kurzlebigen Trendteile zu kaufen, sondern lieber solche die einem noch lange begleiten werden.

Denkanstösse

Nebst dem Investieren in simple Teile ist es auch wichtig sich immer auch wieder Kontrollfragen zu stellen, bevor man sich was Neues kauft. Wieso shoppt man denn eigentlich? Braucht man das Kleidungsstück wirklich oder kauft man es nur, weil einem gerade langweilig ist? Oder versucht man etwa mit einem Neukauf, eine innere Lücke zu füllen? Frustkäufe sollten vermieden werden und auch beim Shoppen von simplen Teilen kann man impulsiv handeln. Deshalb hilft es sich selber darüber im Klaren zu sein, was für unterliegende Motivationen und Emotionen denn gerade vorherrschen und inwiefern sie unsere “Urteilsfähigkeit” beeinflussen oder sogar außer
Kraft setzen.

Liste machen – Was braucht man wirklich?

Der Instinkt ist oft, dass sobald man eine Lücke im Kleiderschrank identifiziert hat, sich das fehlende Teil zu kaufen. Anstatt aber sofort zu kaufen, kann es
helfen sich erstmal eine Liste zu machen, mit Dingen die man angeblich braucht. Bleiben die Dinge dann über mehrere Wochen auf der Liste, man also weiterhin das Bedürfnis nach einem Kauf hat, dann weiss man, dass es sich nicht um einen impulsiven Ankauf handelt.

Ausleihen statt neu kaufen

Man muss aber nicht immer alles gleich neu kaufen, was man nicht hat. Ausleihen tut’s nämlich auch. Vor Allem bei etwas spezielleren Kleidungsstücken wie formellen Kleidern ist es hilfreich, erstmal im Freundeskreis nachzufragen, ob jemand etwas Passendes hat. Solche Kleider wandern nämlich oftmals nach einmaligem Tragen in die hinteren Ecken des Kleiderschrankes, wo sie dann langsam vor sich hin vegetieren. Deshalb ist es viel nachhaltiger einem bereits gekauften Kleid ein zweites
Leben einzuhauchen, als ein weiteres zu kaufen, dass man dann eh kaum mehr trägt. Zudem schont es den Geldbeutel. Inzwischen gibt es auch eine Reihe von Unternehmen, die ihr Geschäftsmodell auf dem Ausleihsystem basieren. Man kann dort also ganz einfach Kleidung und Taschen mieten. Ganz nach dem Motto “Sharing is caring”.

Am Flohmarkt und Second Hand einkaufen

Nachhaltig einkaufen muss nicht teuer sein. Die nachhaltigste Option ist immer noch Gebrauchtes kaufen, da die Herstellung von Rohstoffen wie Baumwolle sehr ressourcenintensiv ist. 1Kg Secondhand Kleider sparen 3.6kg C02, 6000L Wasser, 0.3kg Dünger sowie 0.2kg Pestizide ein. Deshalb muss man nicht all sein Geld in Fair Fashion investieren, sondern kann gut Second Hand kaufen. Dennoch ist es natürlich wichtig Fair Fashion brands zu unterstützen, damit sie sich gegen Fast Fashion brands überhaupt messen können und mehr Leute darauf aufmerksam werden.

Kleidertausch organisieren

Eine coole Möglichkeit sich mit dem Thema nachhaltige Mode vertraut zu machen, ist es einen Kleidertausch unter Freunden zu organisieren. Dafür trommelt man ein paar Freunde zusammen, welche dann alle Kleidungsstücke mitbringen, welche sie selber nicht mehr tragen. Jeder zeigt, was er hat und so beginnt das Tauschgeschäft. So findet jedes Kleidungsstück einen neuen Besitzer und man weiß zugleich, dass seine alten Klamotten sich in guten Händen befinden.

Faire Modemarken unterstützen

Fair Fashion sind Marken die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und Wert auf eine faire und nachhaltige Wertschöpfungskette legen. In den letzten Jahren ist der Fair Fashion Markt immens gewachsen und entwickelt sich rasant über seine Nischenposition hinaus. Laut expansion.eco hat sich der Umsatz in der Fair Fashion Industrie in den letzten sechs Jahren versiebenfacht. Immer mehr faire Labels betreten den Markt, wodurch sich die Auswahl vervielfacht hat. In meinem Blog stelle ich euch immer wieder neue faire Marken vor und zudem plane ich bald einen voll fassenden Fair Fashion Guide mit allen fairen Marken die ich kenne online zu stellen – so stay tuned!