
Wald im Fokus
„Shinrin Yoku“ ist japanisch und bedeutet etwa „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“. Bereits seit 1982 ist diese sanfte Art der Therapie ein Teil des japanischen Gesundheitssystems. Auch in Deutschland wissen Dichter und Naturgelehrte schon lange um die Heilkraft des Waldes:
Sie alle bieten Schatten: Man flieht in ihre Hut
Wenn Seel`und Leib ermatten in heißer Mittagsglut,
Und dankt den Sonnenstrahlen, vom kühlen Laub gedeckt,
Daß sie, wie all die Qualen, Doch auch den Baum geweckt
dichtete Friedrich Hebbel und ahnte damit bereits, was heute zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegen „wenn Seel`und Leib ermatten“ hilft ein Aufenthalt im Wald.

Wald heilt
Er senkt den Spiegel des Stresshormons Cortisol im Blut, erhöht die Anzahl der sogenannten Killerzellen, stärkt das Immunsystem, verhilft zu einem guten Schlaf und senkt Blutdruck und Puls. Was für Bäume gut ist, muss auch dem Menschen helfen, so erklärt Hebbel die therapeutische Wirkung des Waldbadens.
Die moderne Wissenschaft kommt – auf prosaischerem Weg – zum gleichen Ergebnis und macht die sogenannten Phytonzide, das ist, vereinfacht erklärt, alles was im Wald gut riecht, für die Heilkraft des Waldes verantwortlich. Diese Absonderungen sind bei Nadelbäumen besonders ausgeprägt und bewirken, dass zum Beispiel Kiefernwälder fast völlig keimfrei sind. Auf den Menschen haben diese Stoffe eine ähnliche Wirkung wie Antibiotika. Die Bäume schützen sie vor Insekten, Pilzen und Krankheitserregern.
Um die positiven Auswirkungen des Aufenthalts im Wald bestmöglich zu erfahren reicht ein bloßer Spaziergang allerdings nicht aus. Achtsamkeits- und Meditationsübungen, die konzentrierte Beobachtung von Naturdetails aber auch zielloses Umherstreifen helfen einem optimalen Heilungserfolg. Mit Peter Handkes Worten: „Vor allem hab Zeit und nimm Umwege Lass dich ablenken. Mach sozusagen Urlaub“, aber auch: „Überhör keinen Baum und kein Wasser“ (Peter Handke “Über die Dörfer”).

Wald fördert die Kreativität
Nicht nur dieses Gedicht von Peter Handke sondern auch zahllose weitere Waldgedichte und Waldbilder beweisen, dass sich Künstler und Philosophen die Kraft des Waldes seit Jahrhunderten kreativitätsfördernd zunutze machen. Von den Romantikern über Thoreau, der Reformbewegung der 20er Jahre hin zum Monte Verità in Ascona, wo Zivilisationskritiker nackt im Wald herumsprangen, inspirierte der Wald die Kreativität.

Der Waldbaden - Fotokurs
Hier setzt auch der Waldbaden – Fotokurs der Berlin School of Photography an. An den Wochenenden vom 17. - 19. Mai und vom 11. - 13. Oktober 2019 bietet Bettina von Kameke, Gründerin und Leiterin der Berlin School of Photography gemeinsam mit einem Naturführer einen Shinrin Yoku Fotokurs in Sachsen Anhalt an.
Bettina gründete die Berlin School of Photography nach ihrem Umzug von London nach Berlin im Jahr 2014. Sie ist als Portrait- und Dokumentarfotografin tätig. Ihre Arbeiten waren bisher unter anderem in der Photographers Gallery und dem Victoria and Albert Museum ausgestellt.
Der Kurs findet im Flechtinger Höhenzug, ca 2 Stunden von Berlin, 1 Stunde von Hannover und 2 1⁄2 Stunden von Hamburg statt. Der nur bis 176 Meter hohe Höhenzug besteht aus geologisch uralten Vulkan- und Sedimentgesteinen, die an vielen Stellen bis zur Erdoberfläche anstehen. Jahrhunderte alte Steinbrüche prägen die Landschaft. Die natürliche Vegetation, vor allem Eichen, Hainbuchen und Kiefern ist in den Wäldern noch an vielen Stellen vorhanden. Sie zeigt, dass dies ein besonderer Ort ist: Deutschland wäre auf dem größten Teil seiner Fläche von den viel artenärmeren Buchenwäldern geprägt.
In einem zweistufigen Konzept greift der Waldbaden - Fotokurs die oben dargestellten Ideen des Shinrin Yoku auf und wird die Teilnehmer zunächst durch einen waldpädagogischen Spaziergang und Achtsamkeitsübungen öffnen und für Ihre Umgebung sensibilisieren. In einem zweiten Schritt sollen die Teilnehmer dann, teils allein, teils unter Anleitung zu ihren ganz eigenen Natur- und Landschaftsfotos kommen.

Damit die Technik den Fotografierenden dabei nicht im Weg steht, sondern ihnen hilft die Schönheit und die Magie der Natur einzufangen, erhält jeder von ihnen zunächst eine Einführung mit Tipps und Tricks zur eigenen Kamera und zur Naturfotografie. Zum Abschluss des Wochenendes wird es eine Sichtung und Diskussion der Ergebnisse und Erlebnisse geben.
Die vier bis neun Teilnehmer des Kurses schlafen in dem ehemaligen Verwalterhaus des Waldes im nahe gelegenen Dorf Böddensell. Die Schlafzimmer, im oberen Teil des Hauses gelegen, sind einfach aber gemütlich. Unten stehen ein Tagungsraum, ein großes Kamin- und Wohnzimmer, sowie drei Bäder zur Verfügung. Auch eine Hütte im Wald, wo am Samstag gemeinsam gegessen wird, steht bereit.
Was Du siehst ist wie Du Dich fühlst, so lautet der treffende Leitspruch des Kurses. Das Konzept, sich durch den Wald zu heilen und zu öffnen, um dann sein kreatives Potential voll entfalten zu können, ist einzigartig und schlüssig.
„Sutekina shashin“ ist japanisch und bedeutet „schöne Bilder“. Im Kopf und als Foto, die den Wald und seinen Betrachter einfangen. Diese wünschen wir allen Teilnehmern des Fotokurses Waldbaden.
WANN: 17.-19. Mai 2019 und 11.-13. Oktober 2019
WO: Flechtinger Höhenzug, Sachsen Anhalt
WIEVIEL: 576,- Euro, inklusive Kost und Logis
MEHR: https://berlinschoolofphotography.com/fotokurs-waldbaden/